Emotionen zulassen - Depressionen entgegenwirken

Veröffentlicht am 28. Mai 2025 um 15:10

Im letzten Artikel haben wir uns mit der Achtsamkeit unserer Gedanken sowie mit positiven Formulierungen und Aussagen beschäftigt. Heute möchte ich darauf eingehen, dass eine optimistische Lebenseinstellung nicht bedeutet, alles schön zu reden oder ständig nur positiv zu sein – das ist weder realistisch noch hilfreich. Licht und Schatten gehören untrennbar zusammen, und beide Aspekte sind notwendig, um das Leben in seiner Ganzheit zu verstehen.Ich möchte aufzeigen, wie man effektiv mit Wut, Trauer und anderen Emotionen umgehen kann, um sich vor Krisen oder Depressionen zu schützen. In unserer Gesellschaft wird oft erwartet, dass wir stets funktionieren und Stärke zeigen – sei es echt oder nur nach außen hin. Diese Erwartungen und die Anforderungen des Lebens prägen unser Verhalten und unser Inneres. Nehmen wir einmal an, jemand verletzt dich und du fühlst dich tief enttäuscht. Manchmal schluckst du deinen Schmerz still hinunter und denkst dir: "Besser nichts sagen, um Streit zu vermeiden." Doch genau das führt oft dazu, dass sich emotionale Belastungen mit der Zeit aufstauen. Vielleicht spürst du einen leisen Groll in dir, den du immer wieder unterdrückst – bis irgendwann der Moment kommt, an dem alles überläuft. Solche Situationen können dich in eine Krise oder sogar in eine Depression treiben. Je älter wir werden, desto mehr zehrt dieses Muster an unserer inneren Kraft.

Doch es gibt einen anderen Weg. Wenn du anfängst, zu dir selbst zu stehen, deine Gefühle anzunehmen und ehrlich auszudrücken, was dich verletzt, enttäuscht oder wütend macht, gibst du deinem Gegenüber die Chance, darauf einzugehen. So ermöglicht ihr beiden, künftig einen respektvolleren Umgang miteinander zu finden. Sollte dein Gegenüber uneinsichtig bleiben oder eine andere Haltung einnehmen, kann es sein, dass sich eure Wege trennen. Aber selbst dann hast du dir etwas Wertvolles bewiesen: Ehrlichkeit zu dir selbst. Du hast dich geschützt, deine Grenzen gewahrt und deinen eigenen Wert respektiert.

Viele Menschen schweigen aus Angst, den anderen zu verletzen oder gar zu verlieren. Doch gerade dieses Schweigen verletzt sie selbst – und sie verlieren Stück für Stück den Kontakt zu sich selbst. Wahre Stärke zeigt sich darin, mutig und respektvoll für sich einzustehen. 

 

Oft höre ich von Männern, dass sie glauben, als Mann nicht weinen zu dürfen – sei es, weil sie so erzogen wurden, oder weil noch immer das Klischee existiert, dass ein „echter Mann“ keine Tränen zeigt. Doch das ist falsch. Gerade das Weinen, das Zulassen und Herauslassen von Emotionen, kann unglaublich befreiend wirken und die Seele reinigen.

Ich begegne immer wieder Menschen, die eine tiefe Trauer oder Verletzung in sich tragen. Wenn man ihnen zuhört, ihnen Verständnis entgegenbringt und sie ihre Emotionen endlich freilassen können, erleben sie oft etwas Wunderschönes: Sie können wieder von Herzen lachen und Freude empfinden. Doch dieser Weg ist ein Prozess. Es erfordert immer wieder Arbeit an sich selbst.

Manche Tage machen es uns leicht, mit unseren Gefühlen umzugehen, während es an anderen Tagen eine echte Herausforderung sein kann. Vielleicht möchtest du dir einmal in der Woche bewusst Zeit nehmen, um dich gezielt mit belastenden Emotionen auseinanderzusetzen. Dabei könnten Dinge wie das Hören emotionaler Musik oder ein entspannendes Bad bei Kerzenschein unterstützend wirken. Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist auch das Lernen, Nein zu sagen, und zu sich selbst zu stehen. All diese Themen sind eng mit Selbstliebe verbunden – ein Thema, auf das ich im nächsten Artikel näher eingehen werde. Es geht um Selbstliebe und die Kunst, Nein zu sagen.